Weil es gerade zum Ordner "Permation" passt, und daneben unsere kollektive Situation abbildet, möchte ich das im Nikol Verlag erschienene Buch von Konrad Dietzfelbinger vorstellen, um dann den Bogen zur Rolle der Weiblichkeit der "Neuen Seele" schlagen zu können, der die "Christus-Matrix" mit dem "Kurs in Wundern" verbindet.
Eigentlich ist es globale Kohärenz, die wir benötigen würden. Einzig sind die individuellen Zugrichtungen kollektiv so destruktiv, dass wir zwar wissen, was getan und unterlassen werden müsste, doch immer wieder in "das alte Bewusstseinsfeld" zurückfallen. Permation könnte auch als die permanente Rückführung des inneren und Heilgen Selbstes in den Kindern Gottes betrachtet werden.
Natürlich empfehle ich an dieser Stelle, das Buch selbst - seinem Selbst - vorzulesen. Aufgebaut ist es so, dass der Herausgeber zunächst einleitend erläutert, was von den verschiedenen Autoren der Texte - in ihrer für die damalige Zeit geschreibenen Sprache - im Gesamtkontext gemeint sein könnte. Indem die damalige Sprache mit heutigen Begrifflichkeiten verknüpft wird, führt es durch die Berichte der Augenzeugen Christi und schließt beim Evangelium nach Maria, mit dem ich beginnen möchte.
"Im Evangelium der Wahrheit wurde die allgemeine Gesetzmäßigkeit der Erlösung durch Erkenntnis dargestellt, im Evangelium nach Phillippus die allgemeine Gesetzmäßigkeit der Wirksamkeit der erlösenden Kräfte, im Evangelium nach Thomas wurden die Tatsachen der Erlösung in der für die Praxis des Weges der Erlösung brauchbare Formeln gefasst. Im Evangelium nach Maria wird, was dort allgemeine Gesetzmäßigkeit und Lehre war, als Erlebnis einer Seele geschildert.
Zwei Formen der Schilderung werden dabei benützt. Erstens Situationen mit mehreren Beteiligten, die Gespräche in Frage und Antwort führen, wobei auch ein erzählerischer Rahmen vorgegeben ist. Solche Muster des Erzählens waren schon im Thomas-Evangelium und im Buch Thomas des Wettkämpfers anzutreffen. Ganz neu im Vergleich zu allen anderen hier vorgestellten Texten ist aber eine Erlebnisschilderung der Seele in Ich-Form, wodurch die Gesetzmäßigkeiten innerer Entwicklung dem Leser besonders nahegebracht werden.
Leider ist das Evangelium uns nur als Fragment überkommen. Aber der Rahmen ist einigermßen erschließbar: Einige Jünger sitzen mit ihm zusammen, vielleicht auf dem Ölberg, dem Ort des Geistes, stellen ihm Fragen, erhalten Antworten, und werden dann von ihm alleingelassen mit dem Auftrag, das von ihm Erfahrene in der Welt zu verkünden. Jesus ist bereits auferstanden, aber noch nicht zum Himmel aufgefahren. Das heißt, er hat seinen göttlichen Auftrag, durch die Kräfte des Geistes das Vergängliche zu überwinden und das Unvergängliche wieder zum Leben zu erwecken, um anderen Menschen Leben zu erwecken, um anderen Menschen den gleichen Vorgang zu ermöglichen, bereits erfüllt, doch hat er noch, in seiner neuen Gestalt, Kontakt zu den Jüngern, so dass er ihnen aus seinem neuen Zustand heraus Erkenntnis und Kräfte übermitteln kann.
Hauptfigur ist Maria-Magdalena, die „Gefährtin“ Jesu, die vom Einfluss der Vergänglichkeit frei gewordene, den Kräften der Unvergänglichkeit zugewendete, neu gewordene Seele, die in inniger Einheit mit dem Bräutigam, dem GEIST, durch Jesu repräsentiert, lebt. Sie ist daher geeignet, die Lehren und Impulse des Geistes zu empfangen und weiterzugeben.
Nach dem Verschwinden Jesu ist immer sie es, die im Kreis der Jünger die Verbindung zum Geist kraft ihres Zustandes aufrechterhält. Die anderen Jünger sind ihr gegenüber teils skeptisch, ja sogar angriffslustig, teils erkennen sie ihre Vorrangstellung wieder an. Wie ist das zu verstehen? Ist es nicht merkwürdig, dass Jünger Jesu noch von Streit, Konkurrenzdenken, Chauvinismus erfüllt zu sein scheinen? Ähnliches war uns auch schon im Thomas-Evangelium begegnet.
Jüngerschaft, Schülerschaft, bedeutet Offenheit dem Lehrer gegenüber, Hinwendung. Eine solche Hinwendung kann sowohl von den Kräften des alten Bewusstseins, die ja beim Prozess der Erlösung mitarbeiten müssen: Wille, Verstand, Gefühl. Auch Wille, Verstand, Gefühl müssen bewusst das Werden der neuen Seele unterstützen und dürfen nicht entgegenarbeiten, wenn das Werk gelingen soll. Trotzdem sind sie, als Bestandteil des alten, in den Vorstellungen gefangen Bewusstseins, nur in der Lage, die Abbilder der Wahrheit, Symbole und Sinnbilder aufzunehmen und darauf zu reagieren, nicht die Wahrheit selbst. Das ist nur dem neuen Bewusstsein möglich. Im Kreis von Jüngern der Wahrheit mag es also solche geben, die zwar noch aus dem alten Bewusstsein leben, aber mit ihm doch der Wahrheit zugewandt sind, und auch solche, die mit dem neuen Bewusstsein die Wahrheit selbst empfangen.Von Seiten der Repräsentanten des alten Bewusstseins werden immer Missverständnisse auftreten, ja Reaktionen, die dem Zustand der alten Seele entsprechen.
Es ist auch möglich, die verschiedenen, alten und neuen Bewusstseinskräfte als Kräfte in einem einzigen Menschen zu verstehen. In ihm vollzieht sich ja ein kompliziertes Spiel, ein „Gespräch“ verschiedener Stimmen aus dem alten und dem neuen Bewusstseinszustand. Im Evangelium nach Maria wären dann diese verschiedenen Stimmen personifiziert, die neue Seele in Maria Magdalena, der zur Mitarbeit bereite, aber der vergänglichen Welt angehörende Petrus, der Verstand als Andreas und das Gefühl als Levi.“ (1)
Die Permation des Gemütes, die Erinnerung an den inneren Kohärenzzustand, als Christus Jeschuah diese Kräfte noch anwesend vermitteln konnte, gelingt Maria Magdalena, insofern sie das neue Bewusstsein repräsentiert, leichter als dem – noch der Welt der physischen Vergänglichkeit angehörende Petrus. Der Fels, auf dem die Lehre ruht, ist die Bereitschaft zur Mitarbeit bei der inneren Transformation und Transmutation der Seele, die als weibliche Braut betrachtet wird, die sich für ihren Gemahl, den Geist, bereitet.
Für den Verstand ist es schwer, die Logik der alten Paradigmen völlig loszulassen und doch ist es die Verbindung zum Gefühl, die es der neuen Seele, von Maria Magdalena repräsentiert, erlaubt, sich an die Verbindung zum Heiligen Geist(-feld) zu ER-innern, was durch die Hinwendung zum Unvergänglichen gelingt.
Für uns heute kaum verständlich ist der Umstand, dass die Ideen und Gedanken, die den Schülern Christi gegeben wurden, erst im Zusammenspiel des „Chores der Stimmen“ zum „Akkord“ wurden, der die ursprünglich gefühlte Harmonie wieder aufleben ließ.
Die Reise der Seele durch die Elemente der Vergänglichkeit, und ihrer Aufhebung in die Ewigkeit, wird als Erfahrung der neuen Seele geschildert.
Direktor: Die Rollen hast du nun, du armer Tor, doch bist so klug, als wie zuvor.
Dichter:
Lass uns neu nach oben ziehen,
und beenden dieses eitle Spiel,
Seel Gewand vom Licht entliehen,
Dunkelheit gerät zum Spleen.
Drum wandelt mit bedächt´ger Schnelle,
des Dichters Geist die Welt ins Helle.
Prolog der neuen Seele im Himmel
Vater aller Seelen: Eine neue Reise?
Maria Magdalena: Geist meiner Seele, geliebte Engel und geliebte Freunde, lasst uns den Kreis schließen und breiten wir die Liebe im gesamten Kreis der Schöpfung aus.
Raphael:
Die Seele tönts auf neue Weise
In Brudersphären Ruhmesklang,
und deine vorgegebne Reise,
vollendest du mit Lobgesang.
Dein Anblick gibt uns Engeln Stärke,
Wenn keiner dies ergründen mag;
Die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich neu an diesem Tag.
Gabriel:
Und schnell und unbegreiflich helle
Dreht sich umher in neuer Seelenpracht;
Es wechselt Paradieseshelle
Mit tiefer, staunenvoller Nacht;
Es schäumt das Meer in breiten Flüssen
Am tiefen Grund der Felsen auf,
Und Fels und Meer sind hingerissen
In ewig glücklich Sphärenlauf.
Michael:
Und Stürme brausen um die Wette,
Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,
und bilden freudig eine Kette
Der tiefsten Wirkung rings umher.
Da flammt ein liebendes Verzehren
Dem Pfade vor des Glocken-schlag;
Doch deine Boten, Herr, verehren
Das sanfte Wandeln neuen Tages.
Zu drei:
Seel Anblick gibt den Engeln Stärke,
da keiner dich ergründen mag,
Und alle deine hohen Werke
Sind herrlich wie am neuen Tag.
Mephistopheles atmet flach,
Maria Magdalena führt uns nun,
ins neugemachte Brautgemach,
braucht niemand was dafür zu tun.
Über die Zueignung der aufbauenden Kräfte des neuen Bewusstseins - in ihrer Hinwendung zur Ewigkeit - die Tage mehr.
Ein Kuss des Vergessens. Die Nacht senkt sich mit dem ersten Vorhang.
(1) Apokryphe Evangelien aus Nag Hammadi, Seiten 244 - 246, Konrad Dietzfelbinger (Hrsg.), Nikol Verlagsgesellschaft, erschienen im Königsdorfer Verlag 2004, ISBN 13:978-3-937872-81-0
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