Zitat Michael
Ist die Frage nicht auch in diesem Fall, ob sie jemals frei war, einen freien Willen zu entwickeln?
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Wir sitzen in einem Restaurant und arbeiten uns durch die Menuekarte, sind scheinbar frei in unserer Wahl. Der Ober kommt an den Tisch und fragt "was möchten/wollen Sie?". Natürlich wird er seine Frage anders, höflicher formulieren. Wir antworten: "Ich will/möchte/hätte gerne...." Die Wahl wird zu Verständigung als Wille formuliert. Der Ober antwortet: Das ist eine gute Wahl....und nicht "das ist ein guter Wille". Er folgt dem Willen, aber er adelt die Wahl. Die eigentliche Kommunikation findet also auf einer anderen Ebene als der vernehmbaren statt. Für den Gast gab es hunderte von Auswahlkriterien (Geschmack, Gewohnheit, Verträglichkeit, Gesundheit...) die seine Wahl bestimmten. Nun könnte man auch sagen: Dort...wo ein Wille formuliert wird, kann man nicht von Freiheit reden. Frei ist der Gast dann...wenn er mit allem gleich zufrieden wäre...egal was ihm der Ober auftischt. Die Willensäußerung ist ein Indiz für unsere Befangenheit.
Wenn ich laut sage...ich möchte das Fleisch...dann sagt unser Unterbewusstsein leise...denn Nudeln hatte ich gestern schon, Salat schmeckt mir nicht, Pizza macht dick, ....../ all diese Indormationen teilen wir dem Ober nicht mit...auch dann nicht, wenn sie in unser Bewusstsein gelangen. Sie sind nicht von Relevanz. Der geäußerte Wille ist also auch das Ergebnis eines Aussschlußverfahrens. Und wie gefangen muss ich sein, wenn ich dazu gezwungen bin vieles auszuschließen?!?
Und was die Terroropfer angeht; in jeder Ansprache nach so einem Anschlag heißt es: wir gedenken der Toten, fühlen mit den Angehörigen....blablabla - der Wille zur Hilfe wird gar nicht erst formuliert. So gesehen ist die BRD sehr authentisch.
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