Ächz.
Nehmen wir mal an, dieser Yücel hätte eine unappetitliche Hetze auf Deutschland geschrieben.
Dann wäre - bei aller Schadenfreude und bei allem Doppelpassbesitz - die Inhaftierung unter diesen bescheuerten Bedingungen
keineswegs zu rechtfertigen. Und man darf und soll sich deutscherseits um seine Freilassung protestierend und hinter den Kulissen und ... bemühen.
Der Tazartikel ist nun aber bei genauerem Hinsehen eine parodistisch-satirische Übernahme der Gedankenführung in Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab".
Yücel übernimmt und übersteigert Sarrazins Thesen zu türkischer "Familienpolitik" und türkischem Unwillen/Unfähigsein, "rational und emotional" sich in einer modernen
Gesellschaft wie Deutschland zu integrieren. Gleichzeitig verwendet er die aus der sarrazinischen Beschreibung bekannten orientkritischen Muster und noch dazu Sarrazins
Skepsis gegenüber dem deutschen biologischen Produktivverhalten, um mit ähnlichen Argumentationen und (Kurz-)Schlüssen bundesdeutsche und westliche Idealvorstellungen zur Hochkultur und zur Selbstachtung nach dem "Dritten Reich" zu dekonstruieren.
Das ist alles ist ein bisschen sehr verzwiebelt bei ihm, doch dürften TAZ-Leser diese Strategie ihres Autors durchaus verstanden und genossen haben. Eine Deutschlandhetze
mag manchen linken Lesern durchaus gefallen. Aber Yücels Text ist alles andere als/kaum sowas. Eher der mehr oder weniger geglückte Versuch, nationale Muster und Normen der
Eigen- und Fremdwahrnehmung als
klischeegefährdet und klischeemissbraucht zu präsentieren.
Sie lustvoll zu präsentieren.
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